Nach vier Jahren der Planung und Verzögerung durch die Corona-Pandemie konnte am Donnerstag, den 12.10.2023, ein lang ersehntes Projekt endlich in die Tat umgesetzt werden: eine Stolpersteinverlegung im unmittelbaren Umfeld des Max-Planck-Gymnasiums. Hierbei wurden drei Stolpersteine für die Familie Krotoczynski verlegt, die hier an ihrem letzten selbst gewählten Wohnort lebte.
Gertrud (1881 – 1941) und Stefan Krotoczynski (1875 – 1941) lebten mit ihrer Tochter Maria (1922 – 1991) in Mecklenburg-Vorpommern, bevor sie 1930 nach Berlin zogen. Aufgrund der zunehmenden Verfolgung jüdischer Menschen durch die Nationalsozialisten war die Familie bemüht, eine Ausreise in die USA zu organisieren. Als das Vorhaben scheiterte, wurde Maria mit dem Kindertransport nach England geschickt, um dort in Sicherheit leben zu können, während ihre Eltern 1941 ums Leben kamen. Stefan starb infolge einer Gewalttat nationalistischer Milizen, seine Frau wurde nach Riga deportiert und dort im Wald von Rumbula erschossen. Maria (verheiratete Wiesner) litt ihr Leben lang psychisch unter der Ermordung ihrer Familie.
Im Frühjahr 2019 entstand in der AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die sich auch mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinandersetzt, die Idee einer Stolpersteinverlegung. Wir nahmen Kontakt mit der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin auf. Es begann eine freundliche und konstruktive Zusammenarbeit mit Frau Schmitz, die uns mit all ihrer Erfahrung und ihrem Wissen zu diesem Thema behutsam angeleitet, uns die notwendigen Materialen zur Verfügung gestellt und den Kontakt zum Sohn von Maria Wiesner, der heute mit seiner Familie in den USA lebt, hergestellt hat.
Es folgte ein reger Austausch zwischen der AG und Herrn Wiesner, der trotz großer geographischer Distanz immer daran interessiert war, die Schule und insbesondere die Schüler*innen kennenzulernen, die an der Planung der Stolpersteinverlegung für seine Mutter und Großeltern beteiligt waren. Während der langen Planungszeit haben die Schüler*innen das Konzept „Stolpersteine“ kennengelernt, sich mit großem Interesse in die Biografien von Maria Wiesner, Gertrud und Stefan Krotoczynski eingelesen und das Grab von Stefan Krotoczynski auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee besucht.
Die Schüler*innen, die nun an der Stolpersteinverlegung beteiligt waren, sind nicht mehr dieselben, die damals noch in der ersten Projektphase an der Stolpersteinverlegung gearbeitet haben. Die Corona-Pandemie hat mehrere Jahre Verzögerung in das Vorhaben gebracht. Die meisten der Schüler*innen, die damals mitwirkten, haben mittlerweile Abitur gemacht oder sind im Begriff dazu. Eine neue Generation hat übernommen und Herrn Wiesner sowie weiteren sechs Familienmitgliedern, die für die Stolpersteinverlegung aus den USA angereist sind, einen lange gehegten Wunsch erfüllt: eine Erinnerungsstätte für ihre Verwandten zu schaffen, die den Holocaust nicht überlebt haben.