Philosophieren ist eine, wenn nicht gar die grundlegende Kulturtechnik schlechthin. Philosophieren kann man auf jeder Altersstufe. Am trefflichsten gelingt das aber, wenn die alltägliche, routinierte Sicht der Dinge in einer verblüffenden Weise erschüttert und damit in Frage gestellt wird. Dieses kategorische Staunen ist nach Aristoteles jedem Philosophieren zu eigen und fragt in äußerster Konsequenz sogar danach, warum überhaupt etwas ist und nicht nichts.
Das Sich-Einüben in eine solchermaßen zweifelnde und skeptische Grundhaltung gegenüber Dogmen und Tabus, Gewohnheiten und Gewissheiten aller Art soll den Schülerinnen und Schülern dazu verhelfen, ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Immanuel Kant) zu entwachsen. Denn nur so ist letztlich eine offene und kritische Auseinandersetzung mit den pluralistischen Lebensformen unserer multikulturellen Gesellschaft möglich.
Im Mittelpunkt des Unterrichts steht die Schulung methodisch angeleiteten kritischen und präzisen Argumentierens, was in der Summe auf nichts Geringeres zielt als auf Souveränität im Denken und Handeln. In Anlehnung an Sokrates kann genau das als ein Beitrag zur Selbsterkenntnis und somit zu einer gesteigerten Lebensqualität betrachtet werden. Damit wird ein die Schulzeit überdauernder Weg der Erkenntnisgewinnung beschritten, der statt endgültigen Antworten zu immer neuen Fragestellungen führt, denn:
„Wer meint, alles zu durchschauen, philosophiert nicht mehr“
Karl Jaspers
Inhaltlich befasst sich das Fach Philosophie mit zeitlosen Grundsatzfragen des Menschseins, wie sie sich in den historisch gewachsenen Teildisziplinen des Faches widerspiegeln (nach Immanuel Kant):
- Was kann ich wissen? (Erkenntnistheorie)
- Was ist der Mensch? (Anthropologie)
- Was soll ich tun? (Ethik)
- Was darf ich hoffen? (Metaphysik)
Philosophie wird als Grundkurs dreistündig unterrichtet und kann als drittes, viertes oder fünftes Prüfungsfach im Abitur gewählt werden.
Besonderen Bezug zum Schulprogramm
Die Fächer Ethik und Philosophie unterstützen die schulischen Entwicklungsziele in den Bereichen der Gewaltprävention und Medienerziehung in besonderem Maße aufgrund der persönlichkeitsbildenden Funktion philosophischen Denkens. Vor dem Hintergrund einer intensivierten humanistischen Bildung schafft es das Fach zudem, die zentralen Werte einer UNESCO-Projektschule (Friedens- und Demokratieerziehung, Interkulturalität, ökologisch-verantwortliches Handeln sowie die Pflege kultureller Werte) im Schulalltag erfahrbar und diskutierbar zu machen. Nicht zuletzt erhält eine „Schule ohne Rassismus – [und] mit Courage“ wesentliche substanziell erneuernde Impulse aus dem tätigen philosophierenden Hinterfragen von Vorurteilen und Traditionen, wie es dem Geist der Fächer Ethik und Philosophie entspricht.