Als Seeungeheuer werden im Wasser lebende, aus Mythen stammende Ungetüme bezeichnet. Seltsame Kreaturen zierten vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert die See- und Landkarten. Diese Dekorationen ließen die Ozeane fernab von der damals bekannten Welt fremd und bedrohlich wirken oder verwiesen auf berühmte Mythen.
Anscheinend hatten die Kartenzeichner in dieser Zeit sehr viel Fantasie, was die Tiere und Bewohner der Weltmeere angingen. Die Ungeheuer, die auf den Karten zu sehen waren, reichten von verbogenen, bizarren Walen bis zu den verschiedensten Mischwesen, denn man glaubte in der Antike daran, dass all die Landtiere ein Äquivalent (eine Entsprechung) im Wasser hätten. Außerdem dienten Erlebnisberichte von Seefahrern und wissenschaftliche Literatur als Inspiration, also haben sich die Kartenzeichner nicht alles selbst ausgedacht. Die Abbildungen sollten auch auf die Belebtheit des Meeres hinweisen und die Seeleute vor den Ungeheuern warnen, da diese laut den abenteuerlichen Erzählungen in den Weltmeeren ihr Unheil trieben. Oft hatten die Seefahrer, von denen die Erzählungen stammten, aber auch einfach ein Meerestier gesehen. Die Mythen über Meerjungfrauen und Sirenen z.B. stammen von den Sichtungen von Robben. Manchmal sollten die angsteinflößenden Kreaturen auch fremde Seefahrer von bestimmten Routen, wie den ertragreichen skandinavischen Fischfanggebieten, fernhalten. Die Dekorationen dienten jedoch auch dem künstlerischen Zwecke und sollten die malerischen Fähigkeiten des Kartographen vorführen, denn je prunkvoller die Karten waren, desto teurer konnte man sie auch verkaufen.
Bei jeder Absicht zählte aber: Je eindrucksvoller die Seeungeheuer, desto besser.
Jona